Kälteschock im Holzofen
Die zum Teil handfeste Faktoren wie Corona und Ukrainekrieg, zum Teil durch skruppellose Spekulation verursachte Explosion der Energiepreise macht auch vor dem Feuerholz nicht halt. Zahlreiche Privathaushalte mit Holzheizung haben sogar Probleme, für die zweite Winterhälfte ausreichend Feuerholz zu beschaffen.
Einer der wenigen Vorteile am Winter ist die gemütliche Runde ums Kaminfeuer oder den heimelig bollernden Holzofen. Doch im aktuellen Winter herrscht eher die Atmosphäre eines dystopischen Science Fiction Films, in dem die Überlebenden sich um eine karge Wärmequelle scharen.
Holzheizen liegt im Trend
Holz ist als Brennstoff schon lange im Trend. Seit den 90ern haben umweltbewusste Menschen Heizholz zumindest als umweltfreundlicheren Teilersatz zu Gas oder anderen fossilen, nicht nachwachsenden, Rohstoffen entdeckt. Denn immerhin sind Holzheizungen weitgehend Klimaneutral. Das verbrannte Holz setzt nur soviel CO2 frei, wie es vorher beim Wachsen absorbiert hat. Dabei entsteht zwar immer noch Feinstaub und die Bäume würden weit mehr CO2 binden, wenn man sie einfach stehen liesse, aber es ist dennoch ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Gas-, Kohle oder Ölheizung. Kommt hinzu, Dass moderne Holzöfen und -Heizungen zusehends ökologischer werden. Und das Holz im Vergleich zu anderen Energieträgern immer billiger wurde.
Kein Mangel an Brennholz
In den 70ern kostete ein Kubikmeter Stammholz noch 300 Franken. 2021 nur noch 60 Franken. Doch die Hausbesitzer Schweizer Altbauten ersetzten die früher weit verbreiteten Holzöfen bei Renovierungen im grossen Stil durch gas- oder ölbetriebene Zentralheizungen. Zusätzlich stieg das Angebot durch die grossen Winterstürme der letzten Jahre grosse Mengen verheizbares Schadholz an. Auch in Zukunft scheint das Angebot an Brennholz zu steigen. Denn für eine nachhaltigere Holzwirtschaft muss die Waldfläche vergrössert, der Baumbestand aber ausgedünnt werden. In der aktuellen Holzwirtschaft stehen die Bäume zu dicht beieinander und sich damit vereinfacht ausgedrückt, regelrecht in der Sonne. An Bau und Brennholz ist also kein Mangel in Sicht.
Massiver Preisanstieg
Doch trotz dem weiterhin grossen Angebot steigen die Holzpreise seit 2021 massiv. Ende 2021 haben die Preise für die Nadel-Stammholz-Sortimente, je nach Qualität, gegenüber dem Vorjahr um 12 bis 90 Prozent zugelegt. Die allgemeine Energieunsicherheit durch, coronabedingt, unterbrochene Lieferketten und den Ukrainekrieg hat einen regelrechten Run auf´s Brennholz ausgelöst. Die Preise für Brennholz erhöhten sich für die Verbraucher bereits im August letzten Jahres laut Bundesamt für Statistik durchschnittlich um 85,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Sie stiegen damit mehr als zehnmal so stark an, wie die Verbraucherpreise insgesamt (7.9 Prozent).
Noch krasser ist der Preisanstieg, Plättchen und Hackschnitzel, die man für den Betrieb von Holzheizanlagen verwendet. So waren Holzplättchen und -schnitzel um 133,3 Prozent teurer als noch ein Jahr zuvor. Holzpellets verteuerten sich um 108,2 Prozent.
Im Krieg leidet auch der Wald
Durch den Krieg in der Ukraine sind die Wälder massiv gefährdet. Verminung, durch Gefechte ausgelöste Waldbrände, massiver Anstieg des Holzschlags für Feuerholz und Energiegewinnung und Verwüstung durch Kettenfahrzeuge sind nur einige der zusätzlichen Belastungen, denen der ukrainische Wald ausgesetzt ist. Insbesondere das akut bedrohte Swydowets Massiv.
Die Vereinigung „Forest Movement Europe“↵ setzt sich für die Erhaltung und Aufforstung europäischer Wälder im allgemeinen und im speziellen in der Ukraine und die Rettung des Swydowesta Massivs ein. Die Teilorganisation «Wald-Engagment» von Longo maï nimmt junge Menschen aus der Ukraine auf und bildet sie in Holz- und Forstberufen ein. Sie leistet Öffentlichkeitsarbeit für die Verteidigung der Wälder und stockt den Interventionsfond zur Rettung der Wälder auf.
Kontakt und weitere Infos:
Longo Mai St. Johanns-Vorstadt 13, 4004 Basel
Brief aus dem Wald 7→
Telefon: 061 262 01 11
info@prolongomai.ch
Die gewerblichen Erzeugerpreise insgesamt stiegen zugleich mit 45,8 Prozent deutlich langsamer und die eigentlichen Holzerzeuger beklagen sich darüber, dass bei ihnen die Verkaufspreise trotz Energiekrise stagnieren. Laut dem Verband der Waldbesitzer (WaldSchweiz) war die Nachfrage plötzlich so stark, dass vielerorts nur noch die Stammkunden bedient werden konnten.
Besonders bekommen das die Holzheizer, die, wie üblich zur Wintermitte und den, nach dem warmen Dezember und Januar doch empfindlich gesunkenen Temperaturen zu spüren. Einer nicht representativen Umfrage von Agrarinfo unter Holzheizern zu Folge, konnten viele ihre Vorräte nicht aufstocken, weil Kleinspekulanten die Lagerbestände vieler Holzlieferanten schon im Herbst Containerweise aufkauften. So herrscht ausgerechnet gegen Winterende statt der vom Waldeigentümerverband erwarteten Marktsättigung eine akute Knappheit.
« Die eigentlichen Holzerzeuger beklagen sich darüber, dass bei ihnen die Verkaufspreise trotz Energiekrise stagnieren. »
Die Holzindustrie freut´s.
Die Holzindustrie freut sich über die steigenden Holzpreise. Laut Thomas Lädrach, Präsident von Holzindustrie Schweiz, dürfte die Nachfrage nach Schweizer Holz weiter hoch bleiben . Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, für Rohstoff aus der Region und damit für regionale Wertschöpfung sei weiter gestiegen. Zudem seien die Produkte aus inländischem Holz gegenüber Importholz teilweise günstiger. Ausserdem wird Holz zusehends als (einziger) praktisch emissionsfreier Bau- und Dämmstoff im grossen Stil eingesetzt. Dies könnte die Preise also zusätzlich steigern.
Nebenrtikel
Holzwirtschaft in der Schweiz
Neben der Wasserkraft ist Holz der einzige nennenswerte traditionelle Energieträger der Schweiz. Viele verschiedene Berufszweige erzielen ihre Wertschöpfung mit der erneuerbaren Ressource Holz.