Buchweizen, aber nicht nur für Crêpes!
Inhaltsverzeichnis
Pflanzliches Eiweiss und glutenfreies Mehl. Buchweizen ist hervorragend für unsere Gesundheit, in der Landwirtschaft beliebt und von Bienen und anderen Insekten begehrt.
Seinen Namen erhielt der Buchweizen wegen seinen bucheckerförmigen Samen und den weizenähnlichen Inhaltsstoffen.
Aus Zentralasien stammend kam er im 13. Jahrhundert nach Europa und gedeiht auch als verwilderte Kulturpflanze hauptsächlich auf Äckern, Wegrändern und Schuttplätzen mit magerem, sandigem, auch saurem Boden.
Botanik
Buchweizen hat nichts mit Weizen zu tun: er ist ein Knöterichgewächs und gehört zu den Pseudogetreiden.
Seine besonderen Merkmale? Buchweizen kann bis einen Meter hoch werden, hat einen hohlen, nicht oder wenig verzweigten Stängel der zuerst grün, aber bald rot wird, und herzpfeilförmige, etwa gleich breite wie lange Blätter. Die kleinen, 5-blättrigen, weiss bis rosafarbenen Blüten wachsen in dichten Ären aus den Blattwinkeln. Juli bis September ist seine Hauptblüte, Ende September sind die meisten seiner 3-kantigen Früchte, die aussehen wie Mini-Buchennüsschen, reif. Allerdings werden die Nüsschen sehr unterschiedlich reif und häufig sind am gleichen Blütenstand neben reifen Nüsschen auch unreife und sogar noch Blüten. Diese lange und intensive Blütezeit macht Buchweizen zu einer guten Bienenweide.
Landwirtschaft
Bis zum 19. Jahrhundert gehörte Buchweizen zu den traditionellen Kulturen in Europa; im Puschlav wurde er sogar bis Mitte der 1950er-Jahre angepflanzt, denn die anspruchslose Pflanze gedieh auch dort, wo herkömmliche Getreidearten misslangen. Mit der Intensivierung des Ackerbaus und dem Einsatz von Mineraldüngern verlor er dann allerdings an Bedeutung und wurde durch «echtes Getreide» ersetzt, bei dem die ganze Pflanze, lies möglichst der ganze Acker, gleichzeitig reif und erntebereit ist.
Erst in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten wurde Buchweizen bei uns wiederentdeckt. Seit 2016 ist die Produktion gross genug, um sogar in der offiziellen landwirtschaftlichen Statistik erwähnt zu werden und 2022 wurden bereits 296 Tonnen davon produziert. Zur Relativierung: die totale Getreideproduktion (inkl. Pseudogetreide) für die Nahrungsmittelproduktion betrug knapp 429’000Tonnen und die für Futtermittel 410’000Tonnen. Der Buchweizenanbau hat also, wie man sagt, noch Luft nach oben.
Was macht Buchweizen für die Landwirtschaft interessant?
Lebensmittelproduktion
– Buchweizen ist bezüglich Boden und Nährstoffen anspruchslos und ist botanisch mit keiner der gänigen Ackerkulturen wie Mais, Getreide, Zuckerrübe oder Raps verwandt. Somit kann er problemlos in bestehende Fruchtfolgen integriert werden.
– Dank seiner kurzen Vegetationsdauer eignet er sich als Zweitkultur nach einer früh zu erntenden Hauptfrucht wie zum Beispiel Gerste.
– Buchweizen selbst wertet den Boden auf (Unkrautunterdrückung, Verbesserung der Bodengare, Senkung des Nematodendrucks) und ist somit eine sehr gute Vorfrucht für später im Jahr anzubauende Kulturen.
– Buchweizen ist selbstverträglich und überträgt keine Krankheiten. Auch Schädlinge sind bislang keine beobachtet worden.
Gründungung und Blühstreifen
Als Gründüngung und Untersaat wird Buchweizen seit vielen Jahren eingesetzt.
– Da er schnell keimt und bald mit viel Blattmasse den Boden bedeckt, verhindert er die Unkrautbildung. Er reizt im Boden befindliche Nematoden zum Schlupf und, da sie an den Wurzeln keine Nahrung finden, sterben sie ab. Und: Buchweizen schliesst im Boden gebundenen Phosphor auf und macht ihn dadurch zu Gunsten der Blüten- und Fruchtbildung der nächsten Ackerkultur verfügbar.
– Aufgrund seiner Frostempfindlichkeit eignet er sich, wenn er erst im Herbst gesät wird, als abfrierende Winterbegrünung.
– In Biodiversität-fördernden Blühstreifen ist auch seine lange Blütezeit von interessant: Er zieht eine Vielzahl Nützlingen an und dient über Monate als Nektar- und Pollenspender.
Futtermittel und Biotreibstoff
In Deutschland wurde tatsächlich bereits Forschung betrieben um herauszufinden, ob Buchweizen als Biogassubstrat interessant sein wäre. Das Resultat: Buchweizen sei optimal als späte Zweitfrucht für die Biogasnutzung.
Dank seinem hohen Eiweissgehalt könnte Buchweizen auch in der ökologischen Tiererhaltung interessant werden und dort Erbsen oder Ackerbohnen sinnvoll ergänzen. Oder wollen-sollten wir den hohen Eiweissgehalt und alle anderen spannenden Inhaltsstoffe dieser Superpflanze direkt für die menschliche Ernährung nutzen?
Herausforderungen des Buchweizenanbaus
– Die Kultur ist sehr wetterabhängig, d.h. der Ertrag schwankt massiv je nach Witterung.
– Buchweizen reift ungleichmässig ab. Geerntet wurde deshalb jeweils, wenn 80% der Pflanzen reif waren. Seit ein paar Jahren werden verschiedene neue Züchtungen aus Russland gefördert, die sich schneller entwickeln, kürzere Halme und eine gleichmässigere Kornabreife haben. Ausserdem sind sie einfacher schälbar – ein grosser Vorteil, da die Schale zum Mahlen weg muss .
– Nach dem Drusch müssen die Körner sofort getrocknet werden, da sie sonst schnell verpilzen.
Gesundheit
Buchweizen enthält eine grosse Menge Rutin und ander Flavoiniden, ist reich an hochwertigen Fettsäuren, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, glutenfrei und, mit seinen komplexen Ballaststoffen, schnell hungerstillend:
– Flavonoide sind Antioxidantien. Sie sollen die Zellen vor schädlichen Sauerstoffradikale schützen und zur Erhaltung der Elastizität des Gefässsystems beitragen. In der Literatur findet man Buchweizen deshalb zum Vorbeugen gegen Krampfadern, Arteriosklerose und Blutgerinnselbildung. Auch gegen Bluthochdruck und zur Stärkung des Immunsystem tragen Flavonoide bei. Besonders hoch sei die Wirkung wenn man gekeimten Buchweizen zu sich nehme.
– Buchweizen enthält alle essentiellen Aminosäuren enthält, die der Körper nicht selbst herstellen kann und ist deshalb ein wertvoller Verbündeter für Vegetarier und Veganer.
– Als eines der wenigen Lebensmittel enthält er D-Chiro-Inositol, eine Substanz, die die Insulinsensitivität erhöht und damit den Glukosestoffwechsel verbessern soll.
– Mit einem 64%-Anteil von komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen wirkt er positiv auf die Verdauung, sättigt schnell und eignet sich somit speziell zum Beispiel bei «Fressattacken».
– Er enthält kein Gluten, dafür einiges mehr an Mineralstoffen und Spurenelementen als Weizen. Zum Beispiel doppelt so viel Eisen, Zink und Kalium, und viermal so viel Kupfer (=>)
– Nicht nur ist Buchweizen basisch und damit gut zum «Entsäuern», das darin enthaltene Lezithin unterstützt die Leber und trägt somit zur Entgiftung des Körpers bei – kurz vor der bevorstehenden Jahresende-Schlemmereien besonders gut zu Wissen.
Achtung: Die rotgefärbten Häutchen der Buchweizennüsschen sind giftig und können zu Hautekzemen führen wenn sie nicht vor dem Verzehr gekocht werden.
« 100g ganzer Buchweizen enthalten 13g Eiweiss,
das ist mehr als zwei Eier!»
Küche
Buchweizennüsschen haben einen kastanienartigen und nussigen Geschmack, der alle, die den Geschmack des Herbstes lieben, begeistern wird. Doch Achtung: Die Haut der Nüsschen ist giftig und wenn sie nicht entfernt wird, müssen die Nüsschen über Nacht eingeweicht, geröstet, oder 10 Minuten im Salzwasser gekocht werden. Deshalb beim Einkaufen am besten bereits geschälte Buchweizennüsschen wählen oder direkt das Buchweizenmehl. Und: da in der Schweiz für Buchweizen keine Pflanzenschutzmittel erlaubt sind, lohnt sich, auch auf die Herkunft zu achten: hiesiger Buchweizen ist Pestizid-, Herbizid- und Fungizidfrei.
Aus Stängel und Blättern kann Tee gemacht werden, der wegen seinem Rutingehalt gut sei gegen Krampfadern. Wahrscheinlich erhält man die gleiche Wirkung mit gekeimten Buchweizennüsschen. Einen Selbstversuch dazu konnten wir -glücklicherweise- keinen machen.
Ein Aufguss mit gerösteten Nüsschen soll eine entwässernde Wirkung haben und ausserdem helfen, Müdigkeit und Stress vorzubeugen. Mit 2 Esslöffeln pro Tasse erinnert das fast an einen Porridge und damit an ein perfektes Winterzmorgä.
Für Backwaren kann Weizen nur bedingt mit Buchweizenmehl ausgetauscht werden, da der „Kleber“ Gluten fehlt. Um den Glutengehalt wenigstens zu reduzieren mischen wir z.B. für Wähenteig und Guetzli bis zur Hälfte Buchweizenmehl ein, ganz nach dem Vorbild von traditionellen Pizokel- und Blini-Rezepten, wo Buchweizenmehl immer mit Weizenmehl gemischt wird.
Die «echten bretonischen Crêpes» allerdings werden aus reinem Buchweizenmehl hergestellt:
Zutaten
500g Buchweizenmehl
100g Olivenöl
2 Eier
3dl vergorener Apfelsaft (cidre brut)
3dl Wasser
Salz
Zubereitung
Alle Zutaten gut verrühren und den Teig mindestens 1 Stunde ruhen lassen.
Damit er in der heissen Pfanne schnell und hauchdünn verteilt werden kann muss er recht dünn sein. Ist er zu dick, geben Sie einfach noch etwas Wasser dazu.
Die Pfanne fetten, aufheizen und soviel Teig dazugeben, dass der Boden bedeckt wird.
In Frankreich wird der Teig mit einem Holzspachtel möglichst dünn verteilt.
Bei mittlerer Hitze auf beiden Seiten braten und eventuell schon in der Pfanne mit der Wunschfüllung belegen (Zucker, Schokolade, oder Käse lässt man gern schmelzen, bei Spinat oder Tomatensauce bringt das nicht viel 😉).
Än Guete!
Quellen und Links
Flora Helvetica: Fagopyrum esculentum Moench
agroscope: Buchweizenanbau in der Schweiz: neue Sorten für eine Nischenkultur
FIBL: Die wichtigsten Blühstreifenpflanzen
UFA-Revue: Eine vergessen gegangene Kultur mit Vorteilen
BLV: Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Stand 2.11.23)
Ökolandbau.de: Buchweizen und Bio passen perfekt zusammen
Bundesamt für Statistik: Getreideproduktion, Entwicklung
TFZ Bayern: Buchweizen
Sana Vita: Buchweizen-Infos.de
Mayr-Kuren.de: Buchweizen
B. et J.-P. Perrin-Chattard, Les meilleures recettes bretonnes, Éditions Ouest-France
www.santemagazine.fr
www.doctissimo.fr