Die Brennnessel – ein Superfood mit Pfiff
Woran erinnern Sie die Brennnessel? Daran, wie sie Sie gestochen hat und dann die Haut brannte … Aber sicher nicht an ein essbares Nahrungsmittel, das reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, darunter Eisen, Kalzium und Vitamin C. Diese Pflanze enthält aussergewöhnliche Eigenschaften für die Gesundheit und den Organismus.
Botanische Daten
Die Brennnessel mit ihrem botanischen Namen urtica dioica ist ein mehrjähriges Kraut mit gezackten und behaarten Blättern.
Sie wächst überall: an Strassenrändern, im Unterholz, in Parks und in unseren Gemüsegärten. Sie mag stickstoffreiche Böden besonders und wird in unseren Breitengraden 50 cm bis 1 m gross.
Die Brennnessel ist seit der Jungsteinzeit in der Schweiz heimisch: Überreste von Brennnesseln wurden in Pfahlbausiedlungen aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gefunden.
Ihr wichtigstes Erkennungsmerkmal ist das Brennen auf der Haut, das allerdings keine ernsthaften Folgen hat. Für den Fall, dass Sie eine Brennnessel sticht, kann ätherisches Lavendelöl oder Ringelblumensalbe das Brennen lindern, oder, noch einfacher, reiben Sie zerquetschte Spitzwegerichblätter direkt auf den Nesselstich. Normalerweise wächst Wegerich nicht weit von der Brennnessel entfernt. Der Schmerz verschwindet relativ schnell.
Fermentierte Brennnesseln werden als Brennnesseljauche bezeichnet. Diese Jauche wird zur Abwehr von Blattläusen und Milben eingesetzt, sie hat aber auch mehrere Vorteile für die Pflanze selber und den Boden: Sie stärkt die Immunabwehr, fördert das Pflanzenwachstum und aktiviert die Mikroorganismen im Boden.
Gesundheitliche Tugenden
Am meisten Nährstoffe enthält die Brennnessel vor der Blüte. Sobald sie blüht, hat sie einen bitteren Geschmack. Eine weitere Ernte ist im Herbst möglich, wenn wieder neues Wachstum einsetzt. Auch die Wurzeln werden idealerweise ab Herbst geerntet.
Die Pflanze ist reich an Vitamin C (sechsmal mehr als Orangen) und Kalzium. 40 % ihres Trockengewichts sind Proteine.
Man verwendet die Blätter der Brennnessel, ihre Wurzeln und ihre Samen für drei verschiedene Zwecke:
- Die Blätter haben einen sehr hohen Nährwert, insbesondere viel Eisen (dreimal mehr als Spinat), das hilft gegen Müdigkeit und ist für Frauen mit starker Menstruation wichtig.
Der hohe Gehalt an Kieselsäure, einem Spurenelement, das vor allem in Knochen, Zähnen und der Haut vorkommt, macht die Blätter zu einer remineralisierenden Pflanze. Kieselsäure bindet sich an Kalzium und ist daher bei Knochenbrüchen, Osteoporose, Sehnenentzündungen oder Verstauchungen notwendig.
Die Brennnessel ist auch blutreinigend.Das macht sie zu einem guten Verbündeten bei Hauterkrankungen wie Akne, Psoriasis oder Ekzemen.
Ihre harntreibende Wirkung hilft bei der Vorbeugung und Behandlung von Nierensteinen, Rheuma und Arthritis.
Ausserdem bremse die Brennnessel den Haarausfall und kann dem Haar neue Kraft verleihen. Sie wird als Kopfhautbad oder in Verbindung mit Essig verwendet.
- Die Wurzeln der Brennnessel sollen gegen gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt werden und eine antimykotische Wirkung haben.
- Die Brennnesselsamen wiederum sind gegen Enuresis (das Bettnässen von Kindern). Die häufigste Zubereitung besteht darin, kleine Kuchen zu backen, die das Kind vor dem Schlafengehen essen kann.
Die Samen werden im Spätsommer geerntet. Man wählt eine Ecke, die weit von der Umweltverschmutzung entfernt ist. Man schneidet die vollsten Stängel ab und trocknet die Samen, die man dann in luftdicht verschlossenen Gläsern aufbewahrt.
Sie wirken allgemein belebend und enthalten enorm viele Mineralien, Vitamine, Proteine, Fettsäuren und Antioxidantien.
Mit Brennnesselpulver kann man auch ein Kräutersalz herstellen.
Wie pflückt und isst man eine Brennnessel, ohne sich zu stechen?
Normalerweise werden die letzten vier Blätter eines Stängels (das oberste Blatt) gepflückt. Sie sind die jüngsten, hellsten und zartesten Blätter. Aber wie pflückt man sie ohne Handschuhe und ohne sich zu stechen? Hier ist unser Tipp. Die Haare der Brennnessel zeigen alle in die gleiche Richtung, nämlich nach aussen. Das heisst, wenn Sie das Brennnesselblatt vom Stängel nehmen und abbrechen, können Sie anschliessend in Haarrichtung (nach aussen) über das Blatt streichen, ohne sich zu stechen. Um es roh zu essen, formen Sie eine Kugel, die Sie grosszügig zwischen den Fingern kneten, bevor Sie das Blatt zum Mund führen.
Achten Sie bei der Ernte darauf, einen wenig verschmutzten Ort zu wählen, da sich in der Brennnessel leicht Giftstoffe und Metalle ansammeln.
«Die Brennnessel ist ein essbares Nahrungsmittel mit außergewöhnlichen gesundheitsfördernden Eigenschaften.»
Rezept
Um mit einer verbindenden Geschmacksnote abzuschliessen, stellen wir Ihnen ein einfaches Rezept für Brennnesselpesto vor, das dem Bärlauchpesto ähnelt. Viel Spass beim Sammeln und anschliessend beim Genießen!
Zutaten
- 50g frische Brennnesselblätter
- 25g geriebener Parmesan
- 1 EL Pinienkerne
- 2 Knoblauchzehen
- 5 cl Olivenöl
- Salz und Pfeffer
Zubereitung
Pürieren Sie alle Zutaten. Nach Geschmack salzen und pfeffern.
Quellen und Links
www.jardiniers-professionnels.fr
plantes-sauvages-comestibles.com
B. Bertrand & J-P Collaert & E. Petiot (2012), Purin d’ortie et compagnie, Editions de Terran.
M. Pierre & C. Gayet (2018), Ma bible de l’herboristerie, Leduc.s Editions.
Gaille E & B. Mulhauser (2021), Infusions des savoirs : Histoire de plantes médicinales à travers le monde, Ed. Jardin botanique de Neuchâtel.