Bienen: ein ganz besonderer Tierbestand. Treffen mit Mélanie Baudet.
Die biodynamische Bienenzucht zielt darauf ab, die Natur der Bienen zu respektieren. Sie vermeidet Imkereipraktiken, die den Lebenszyklus des Bienenvolks künstlich gestalten, und bietet ihnen einen Lebensraum und eine Umgebung, die ihr Gedeihen fördern. Danke, Mélanie, für dein Engagement für die Bienen!
Ob im Supermarkt, im Internet oder in der Apotheke, überall sind sie zu finden: Honig und Bienenprodukte sind auf dem Vormarsch. Aber welche Art von Honig sollte man wählen? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Arten der Imkerei? Agrarinfo hat Mélanie Baudet, eine leidenschaftliche biodynamische Imkerin in Céligny, besucht, um mehr darüber zu erfahren. Jetzt wissen wir, wo und warum wir Honig und Propolis kaufen.
Mélanie, eine Imkerin mit Herz und Respekt für die Bienen
Ihre Leidenschaft für Honig und Bienen hat Mélanie von ihrem Grossvater geerbt, einem Imker aus dem Gros de Vaud. Schon als kleines Mädchen träumte sie davon, die Bienenstöcke zu übernehmen, aber erst als ihr zweites Kind kam, bildete sie sich weiter und startete ihre ersten Bienenstöcke. 2016 nimmt sie am ersten Jahrgang des eidgenössischen Fachausweises teil, wo sie die Grundlagen der konventionellen Imkerei lernt. Als sie 2018 nach dem Winter fast alle ihre Bienen verliert, hat sie das Gefühl, Freundinnen verloren zu haben, und die Prüfung ist emotional schwer zu bewältigen. Ihr Mann schenkt ihr daraufhin das Buch „Der Gesang der Bienen“ der Amerikanerin Jacqueline Freeman und es ist eine Offenbarung.
Sie versteht, dass es auch anders geht, ein autonomes und nachhaltiges System für die Bienen, mit weniger Einschränkungen. Warum sollte man den Bienen diese geprägten Wachsfolien (die in der konventionellen und Bio-Imkerei verwendet werden) aufzwingen, wenn sie ihre Waben selbst bauen können? Warum hindert der Mensch die Bienenvölker daran, zu schwärmen, wenn sie doch am besten wissen, wo sie sich auf natürliche Weise vermehren können? Wie man zu einer natürlicheren und nachhaltigeren Bienenzucht gelangen kann, wird das Thema ihrer Diplomarbeit sein.
Die konventionelle, biologische oder biodynamische Imkerei
Um in der Schweiz als Bio-Imker zertifiziert zu werden, erklärt mir Melanie, dass in einem Umkreis von 3 km um die Bienenstöcke mindestens 50% der Fläche biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet, im ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) stehen oder mit Wald bedeckt sein muss. Ausserdem muss Bio-Wachs und Bio-Sirup verwendet werden. Die Gesundheit der Bienenvölker wird gefördert, indem Krankheiten vorgebeugt und Schädlinge so weit wie möglich bekämpft werden. Am wichtigsten ist es jedoch, wie sie richtig sagt, zu wissen, wo die Bienenstöcke stehen und wie ihre Umgebung beschaffen ist. Denn man kann zwar biologisch sein, aber trotzdem am Rande einer Autobahn oder einen Kilometer von einer Mülldeponie entfernt stehen.
In der Biodynamik hingegen ist das Pflichtenheft anspruchsvoll: kein Königinnengitter, um die Eiablage der Königin nicht zu behindern, die Bienen bauen ihre gesamten Waben auf natürliche Weise, die Völker vermehren sich durch den Schwarmtrieb, um den Bienenstock herum werden biodynamische Präparate gestreut, um die Umwelt zu stärken, und man hält sich an den Mondkalender, insbesondere bei den Erntetagen. Ein spannender Bereich, in dem es bislang nur wenig Literatur, keine offiziell anerkannte Ausbildung und die vorhandenen Labels sind sehr teuer.
Bienen, die in der Schweiz als Nutztiere gelten
Als Mélanie das Wort Tierbestand erwähnt, bin ich ein wenig schockiert. Sie erklärt mir, dass Bienen in der Schweiz gesetzlich als Nutztiere gelten. Es wird von Bewirtschaftung gesprochen, und wenn man genauer hinsieht, handelt es sich tatsächlich um eine intensive Tierhaltung, genau wie bei Rindern, Hühnern, Schweinen etc. Als ich Melanie zuhöre, wird mir klar, dass die Beziehung, die sie zu ihren Bienen aufgebaut hat, völlig anders ist als die eines konventionellen Landwirts oder einer konventionellen Landwirtin. Sie sieht sich nicht als Züchterin, sondern eher als Begleiterin, sie möchte die Völker nicht in ihrer natürlichen und instinktiven Arbeitsweise einschränken. Es gibt eine echte Zusammenarbeit zwischen ihnen: Die Bienen arbeiten, um aus Überlebensinstinkt zu produzieren, und Melanie achtet im Gegenzug und vor allem aus Liebe (und nicht aus der, die die Coop derzeit für Honig aus einer Intensivtierhaltung propagiert) darauf, dass ihr natürlicher Lebensraum respektiert wird, dass sie gesund bleiben und dass sie nicht von Raubtieren angegriffen werden. Eine echte Mutter! Auch deshalb engagiert sich Mélanie für den Schutz der Völkerund die Jagd auf die Asiatische Hornisse (mehr Infos auf stopfrelon.ch und Pollinea-action.ch).
« Ich will die Bienen nicht zwingen, ich will sie begleiten. »
Und weil die Zusammenarbeit so gut funktioniert, danken es ihr die Bienen. Eine Zeit- und Geldersparnis für Mélanie, da sie letztendlich weniger eingreift und sie ihre Arbeit machen lässt.
Sowohl in der konventionellen als auch in der Bio-Imkerei gehen die Methoden gegen die natürliche Lebensweise der Bienen. Bienenstöcke werden umgestellt, schlimmer noch, die Königinnen des Bienenvolks werden alle zwei Jahre oder sogar jedes Jahr (in Frankreich derzeit empfohlen) ausgetauscht, was für den Bienenstock eine echte Umstellung bedeutet. Die neuen Königinnen, die in einer völlig anderen Umgebung geboren wurden (der grösste künstliche Züchter von Königinnen hat seinen Sitz in Malta), sind überhaupt nicht an das hiesige Klima angepasst. Und diese Art der Umsiedlungverbreitet Krankheiten wie die Varroa-Milbe, die man seit den 80er Jahren nicht mehr losgeworden ist. Mélanie hingegen lässt die Völker, die in der Lage sind, selbstständig neue Königinnen zu produzieren, was man als Remerge bezeichnet. Und ein Volk, das in der Lage ist, seine Königin neu zu bilden, ist ein selbstständiges, nachhaltiges und gesundes Volk.
Die verschiedenen Honigsorten und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit
Honig ist je nach Erntemonat und Wetter sehr unterschiedlich und die Aromen variieren von einer Jahreszeit zur anderen. Bei den Bienenstockprodukten wie Propolis oder dem, was Mélanie den Kindern anbietet, dem „Propomiel“, einer Mischung aus Honig und gemahlenem Propolis, macht die biodynamische Landwirtschaft den Unterschied. Ihre therapeutischen Vorteile sind hervorragend, wie z. B. das Mundspray zur Linderung von Halsschmerzen und Husten, die nicht heilen. Und für Pollenallergiker erklärt sie mir, dass der regelmässige Verzehr von Honig, der Pollenrückstände enthält, oder von reinem Pollen, der in der Nähe des Hauses (ca. 10 km) geerntet wird, Heuschnupfen deutlich lindern kann, da sich der Körper an den regelmässigen Kontakt mit den Pollen der Region gewöhnt und langsam desensibilisiert wird. Es lohnt sich also, lokal zu konsumieren!
Aber Vorsicht beim Einkaufen und Konsumieren, denn leider bedeutet „Erfolgsprodukt“ oft auch Missbrauch, wenn es um den Respekt vor Tieren und der Umwelt geht. Dies gilt beispielsweise für „Gelee Royale“, für das Königinnen intensiv gezüchtet werden, die bei der Geburt getötet werden, um das Gelee zu gewinnen. Andere Honigsorten kommen vom anderen Ende der Welt, wie der Manuka-Honig, der angeblich sehr starke therapeutische Eigenschaften hat, aber in Neuseeland geerntet wird. Es hat sich ein ganzes Geschäft entwickelt, und die Bienenprodukte werden manchmal zu überhöhten Preisen verkauft, obwohl dieser Preisunterschied überhaupt nicht gerechtfertigt ist. Mélanie orientiert sich bei der Preisgestaltung an der Liste des Bauernmarktes, wobei die Preisspanne recht niedrig ist.
Schlusswort
Biodiversität ist Leben und ohne unsere wertvollen Bienen ist die Vielfalt stark gefährdet. Pflanzen wir also Bäume und Blumen, unterstützen wir die Agroforstwirtschaft und die biodynamische Landwirtschaft. Lassen wir die Natur in unseren Gärten und auf unseren Feldern wieder zu ihrem Recht kommen. Das spart Zeit für alle und ist eine unschätzbare Geste für die Nachhaltigkeit unserer natürlichen Ressourcen und für die Bienen.
Quellen
Website der Honigfabrik von Céligny – Mélanie Baudet
Ökologische Landwirtschaft – Technisches Datenblatt (FR) – FIBL 2022
Artikel Terre et Nature – Die Bienen und wir (FR) – 08.08.2024
Buch – Der Gesang der Bienen (FR) – Jacqueline Freeman
Um weiter zu gehen
Demeter – 100 Jahre Biodynamie
Film – More than honey
FAO – Weltbienentag (EN) und das QUIZZ (EN) um Ihr Wissen über diese wunderbaren Bestäuberinnen zu testen
Infos über die Asiatische Hornisse
Die Asiatische Hornisse – Offizielle Informationsseite
La Côte – Artikel über die Asiatische Hornisse (FR) – 02.05.2024
Terre et Nature – Bienenzüchter auf Kriegsfuss gegen die Hornisse – 23.05.2024