Sozialversicherung für nachhaltige Ernährung Workshop an der FHNW Muttenz am 22. Jan. 24
Inhaltsverzeichnis
Ziel
Unser längfristiges Ziel ist der Zugang zum Recht auf Nahrung und die Realisierung von UNDROP* durch eine Sozialversicherung für nachhaltige Lebensmittel für alle in der Schweiz lebenden Menschen.
*UNDROP = Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der Bäuerinnen und Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten
Kurzfassung
Das völkerrechtlich verankerte Recht auf angemessene Ernährung und die UN-Deklaration über die Rechte der Bäuerinnen und Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP) gehören zur Familie der Menschenrechte. Bis heute sind diese Grundrechte jedoch noch eine Utopie: Weder ist eine angemessene und nachhaltige Ernährung für alle Menschen zugänglich, noch erhalten Produzentinnen und Produzenten angemessenen Preise für ihre Waren.
Die «Sozialversicherung für nachhaltige Ernährung» SnE, inspiriert von der Altersvorsorge AHV, soll das Ändern und dazu beitragen, dass Menschen mit niedrigem Einkommen genügend Zugang zu gesunden Lebensmitteln haben, die ProduzentInnen faire Preise erzielen und die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig ist.
In Frankreich und Belgien wird das Konzept als Securité Sociale de l’Alimentation SSA bereits seit mehreren Jahren intensiv diskutiert und auch schon in Piloten umgesetzt. In der Schweiz haben die Diskussionen seit kürzerem ebenfalls begonnen und treffen auf grosses Interesse. Die Form der Idee einer SSA variiert in den verschiedenen Initiativen in Frankreich und wird sich bei der Verpflanzung in den Schweizer Kontext noch verändern.
Um aus den französischen Erfahrungen zu lernen und die SnE in die «Schweizer Realität» zu projizieren veranstalten wir am 22. Januar einen Workshop. Ziel des Workshops ist ein Austausch mit verschiedenen Akteuren, um die Eckpfeiler und Optionen einer Sozialversicherung für nachhaltige Ernährung zu diskutieren.
Hintergrund
Nahrungsmittelhilfe ist, in Notsituationen und über einen begrenzten Zeitraum, ein gutes Instrument, aber für die langfristige Versorgung ist es nicht geeignet, da sie eine reine Symptombekämpfung darstellt. Im Gegensatz ist das Ziel einer Sozialversicherung für Ernährung (SnE), den Zugang zu Lebensmitteln ohne Diskriminierung zu gewährleisten.
Auch im internationalen Kontext gesehen ist das Projekt sehr aktuell: Wir sind auf halbem Weg zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Die Vereinten Nationen geben an, dass es noch möglich sei, sie zu erreichen. Aber um allen Menschen Zugang zu gesunden, nahrhaften und ausreichenden Lebensmitteln zu verschaffen und gleichzeitig den Klimawandel zu verlangsamen, «müssen Massnahmen ergriffen werden, um nicht nachhaltige Praktiken zu destabilisieren, zu demontieren und schrittweise zu beseitigen.» (https://sdgs.un.org/gsdr/gsdr2023). Die Umsetzung des Rechts auf nachhaltige Ernährung und UNDROP bieten dazu einen systemischen Hebel.
Die drei Säulen einer SnE sind
– Die Universalität, d.h. alle Menschen haben das Recht auf und den Zugang zu angemessener Ernährung.
– Die Finanzierung erfolgt durch Beiträge der Versicherten.
– Die demokratische Verwaltung der Kassen. Sie sind nicht-staatlich.
Workshop
Wann: Am 22. Januar 2024 von 10-17:30Uhr
Wo: An der Fachhochschule Nordwestschweiz Muttenz, Hofackerstrasse 30, Muttenz (6 Min. vom Bahnhof)
Wer: Interessierte Menschen aus Politik, Ernährungswirtschaft und Zivilgesellschaft, die sich bereits mit dem Thema auseinandersetzen oder interessiert sind, mehr darüber zu erfahren.
Anmeldung: Bis zum 10. Januar 2024
Preis: Freiwilliger Beitrag
Am 22. Januar 24 wollen wir den ersten Schritt zum Ziel einer SnE Schweiz machen: Die Bildung eines nationalen Netzwerks.
Geplant:
– Erfahrungsaustausch über bestehende Initiativen in Frankreich und der Schweiz
– Bestandsaufnahme/Reality Check für die Schweiz (rechtlich und sozial)
– Diskussion und Brainstorming zu Schlüsselfragen (Ernährungsdemokratie, politisches Umfeld, Finanzierung, Organisation, Verantwortlichkeiten, Prozesse, Koordination).
– Zusammenbringen, Verbinden und Vernetzen der verschiedenen Personen über Sprach- und Landesgrenzen hinweg
Programm
Vormittag: Inputreferate
– Projekte aus der Welschschweiz: Sabine Bally und Raeto Cadotsch, Filière Alimentaire des Vergers; sowie Josef Zisyadis und Alberto Silva, Réseau ASA
– Umsetzung des Rechts auf Nahrung, Dr. Christophe Golay, Geneva Academy of International Humanitarian Law and Human Rights
– Die wirtschaftliche Umgebung, Prof. Dr. Mathias Binswanger, FHNW
– Erfahrungen aus Frankreich: Sarah Cohen, SSA Toulouse; Eloi Navarro und Somhack Limphakdy, SSA Alsace; Mathieu Dalmais, St. Etienne.
Nachmittag: Diskussionen
– Worldcafé zu den Schlüsselpunkten der SnL (Politik, Finanzen, Ernährungsdemokratie, Prozessabläufe)
– Schlussdiskussion und Fazit.
Kontakt
Haben Sie inhaltliche Fragen zum Workshop?
Schreiben Sie an Lena Bloemertz (FHNW) oder Christine Hürlimann (agrarinfo.ch).
Partner
Die Hauptorganisatoren FHNW (HSA/ISOS) und agrarinfo.ch arbeiten eng mit der Mutuelle alimentation de l’Alsace, der Fondation pour la promotion du goût, uniterre, und dem Mouvement pour une Agriculture Paysanne et Citoyenne MAPC-Genf zusammen.
Hintergrunddokumente
– United Nations Human Rights Office: The Right to Adequate Food, Fact Sheet No 34 (2010) →
– FAO: Voluntary guidelines to support the progressive realization of the right to adequate food in the context of national food security (2004) →
– UN Resolution über die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten UDROP (2018) →
– Sécurité Sociale de l’Alimentation : Kollektiv der Französischen SSA-Initiativen →
– agrarinfo.ch: Das Recht auf Nahrung (2023) →
– agrarianfo.ch: Sozialversicherung für nachhaltige Lebensmittel (2023) →
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